Archiv für den Monat: Mai 2014

Auf den Spuren des Kastanien-Bier

Die Tatsache, dass man auf Korsika Kastanien-Bier trinkt (das zudem auch noch ausgezeichnet schmeckt), hatte mich erstaunt und zugleich sehr neugierig gemacht. Es interessierte mich, warum die Korsen auf die Idee kamen, ausgerechnet aus Kastanien Bier zu brauen. Nach einigen Recherchen stellte sich heraus, dass die Geschichte dieses Bieres bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Damals herrschten auf Korsika die Genuesen (die italienische Republik Genua war damals Kolonialmacht, auf der Insel findet man in Form der Genuesentürme noch zahlreiche Hinweise darauf), sie forderten, dass jeder korsische Grundbesitzer vier Bäume pflanzen musste, einer davon war die Edelkastanie. Es zeigte sich, dass diese in Höhen zwischen 400 und 800m besonders gut wuchs. Da die indigene Bevölkerung damals unter Hunger litt, wurden die Kastanien nun in diesen gebirgigen Lagen verstärkt angepflanzt und zu Mehl gemahlen, an Schlachttiere verfüttert oder eben zum Bierbrauen verwendet. Eine Region der Ostküste war und ist besonders dicht mit Kastanien bepflanzt, sie heißt entsprechend Castagniccia und gilt als besonders idyllisch.

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Durch die Castagniccia führt mit der ca. 70km langen Landstraße D71 die laut Reiseführer kurvigste Gebirgsstrasse Korsikas von Prunete über Cachete nach Ponte Leccio.
Da für den heutigen Tag Regenwetter angesagt war, beschlossen wir auf den Spuren des Kastanienbiers auf dieser legendären D71 die Castagniccia zu erkunden – und es war eine gute Entscheidung! Die extrem kurvige und sehr schmale Straße

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(seitlich natürlich nicht befestigt und stellenweise sehr steil abfallend) führte durch eine unvergleichlich schöne Gebirgslandschaft mit winzigen einsamen Bergdörfern, die mit Kastanien bepflanzt waren und eine besondere Atmosphäre ausstrahlen, die auf den Fotos so nicht eingefangen werden konnte.

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Auf unserem Weg behinderten darüber hinaus etliche frei laufende Schweine, Kühe und Schafe unsere Weiterfahrt, die zu niemandem zu gehören schienen und manchmal mitten auf der Fahrbahn standen.

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In Cachete, einem abgelegenen Bergdorf ungefähr in der Mitte der Fahrstrecke, machten wir Halt und wanderten in Richtung eines großen Wasserfalls, suchten wegen eines Gewitters dann aber Schutz an einer Bergquelle, um die aus Steinen ein Häuschen gemauert war, und legten dort eine Rast mit frischem Baguette, Käse und der köstlichen Eselsalami (die ich in Italien gekauft hatte und die niemand anderes essen wollte) ein.

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Als wir auf dem Rückweg schließlich noch durch die Wolken fuhren, war die maximale Erlebniskapazität für Linus erreicht. Zurück am Zelt stellte sich eine merkwürdige Stimmung mit besonderen Lichtverhältnissen ein, die von dem herannahenden Gewitter kündete – Linus und Lilly Genossen diese Atmosphäre und spielten zusammen am Strand.

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Nun trotzen wir Sturm und Gewitter. Unser neuer französischer Zeltnachbar, den ich beim Nudelabschütten an den Spülbecken des Campingplatzes traf, schaute eben mit ernstem Blick in den Himmel und sprach dann zu mir: We will survive! Ein gutes Motto für den Abend und die kommende Nacht…

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Aufregende Lebensrettungsmassnahmen und unglaubliche Straßen!

Direkt nach Frühstück konnten wir beobachten, wie ein Hubschrauber über unsere Köpfe hinweg zu einem in Seenot geratenen Ruderboot flog. Aus dem Hubschrauber seilte sich ein Soldat ab, der den Ruderer rettete und eine rote Leuchtrakete abschoss, damit der arme Mann hoch gezogen wurde. Linus saß mit Lilly im Bollerwagen und war hellauf begeistert!

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Den Rest des Vormittags verbrachten wir an dem feinen Sandstrand eines kristallklaren Flusses, der am Rand unseres Campingplatzes ins Mittelmeer mündet – und da momentan Nebensaison ist, waren wir dort mutterseelenalleine.

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Am Nachmittag beschlossen wir, ein wenig die Insel zu erkunden. Wir hatten uns bewusst einen Campingplatz an der Ostküste Korsikas ausgesucht, weil hier kilometerlange Sandstrände sind – auf der anderen Seite hatten wir allerdings viel über sie (legendären) sehr schmalen und steilen Straßen gelesen, die durch das Landesinnere mit seine zahlreichen Gebirgen führen (über 80% der Insel besteht aus Hochgebirge, es gibt mehr als 50 Berge über 2000m). Als wir gestern mit der Fähre im Norden Korsikas ankamen, fuhren wir über eine gute ausgebaute Landstraße die Ostküste entlang zu unserem Campingplatz Cotes des Nacres. Die Fahrt war, abgesehen von der Vegetation (Olivenbaum-Plantagen, überall Kakteen) recht unspektakulär – heute wollten wir die andere Seite Korsikas kennen lernen.
Wir wählten als Fahrziel den relativ in der Nähe gelegenen Ort Pancheraccia – auch bekannt als das korsische Lourdes. Hier soll einem verdurstenden Mädchen vor einigen hundert Jahren die Jungfrau Maria erschienen sein und ihr eine Quelle aus dem Fels sprudeln lassen, die sie vor dem verdursten rettete. Seither ist dies ein berühmter Pilgerort im Gebirge, an dem sich die Pilger auch gerne das Quellwasser in Flaschen abfüllen. Außerdem soll es dort eine sehr atmosphärische Kapelle geben, so dass dies ein ideales Ausflugsziel war.
Es war in der Tat wie in den Reiseführern beschrieben, nur besser: wir fuhren zunächst eine gut ausgebaute Landstraße durch das sehr felsige und romantische Tal des Flusses Tavignano und bogen dann auf eine Nebenstraße (D14) Richtung Pancheraccia ab. Plötzlich wurde die Straße extrem schmal und schlängelte sich in abenteuerlichen Kurven bis auf über 1200m den Berg hinauf, der rechte Fahrbahnrand war in der Regel völlig unbefestigt (keine Leitplanke, kein Zaun, einfach nichts), dahinter ging es stellenweise extrem steil bergab. Unser Auto beanspruchte eher anderthalb Fahrspuren, so dass ich froh war, dass uns nur selten jemand entgegenkam. Alle 10 oder 15min passierten wir ein einsames kleines Bergdorf, das abenteuerlich im Hang lag und eine tolle Atmosphäre ausstrahlte. Die gesamt Landschaft war einfach wunderbar mit tollen Ausblicken – einfach ganz ungewöhnlich schön!Da wir wegen eines ungewöhnlich langen Mittagsschlafs von Lilly erst spät am Nachmittag starten konnten und die Fahrstrecke verständlicherweise länger dauerte als gedacht, könnten wir diesmal bei Pancheraccia leider nicht aussteigen und die Wallfahtsstätte samt Quelle besichtigen, aber vielleicht schaffen wir es ja in den nächsten Tagen noch einmal dort hin!

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Eukalyptusbäume

Direkt aufgefallen sind mit überall herumliegende Kapselfrüchte, die irgendwie holzig aussehen und entfernt an die heimischen Eicheln erinnern, nur dass sie dort, wo die Eicheln ihre Kappe haben, Vertiefungen aufweisen, die so aussehen, als wären sie für einen Kreuzschlitzschraubenzieher gemacht.

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Nach einigen Recherchen (um meine Neugierde zu befriedigen) stellte sich heraus, dass es sich um die Fruchtkapseln der überall auf dem Campingplatz herumstehenden Eukalyptusbäume handelt – nun hatten die komischen Bäume mit der charakteristisch abschuppenden Rinde, zwischen denen wir auch unsere Hängematte befestigt haben, endlich einen Namen. Wenn man die Zweige durchbricht so kann man die ätherischen Öle, die daraus durch Destillation gewonnen werden, tatsächlich riechen! Nach genauerem Suchen gelang es uns, verschiedene Blütdnstadien – von der Blüte zur Kapselfrucht – zu fotografieren. Linus sammelt fleißig Kapseln und bastelt mit Julia eine Eukalyptuskette, nun fehlen nur noch Koalas.

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Posted from Lugo-di-Nazza, Corsica, France.